Den LaTeX Companion gibt’s jetzt als eBook

Wahrscheinlich kennen die meisten der Leser den LaTeX Companion (oder deutsch LaTeX Begleiter). Seinen Namen hat er nicht von ungefähr: dieses Werk von Frank Mittelbach und Michel Goosens unter Mitarbeit einiger weiterer bekannter Persönlichkeiten wie David Carlisle, Johannes Braams und Chris Rowley ist nicht nur eine umfassende Beschreibung von LaTeX2e, sondern geht auch detailliert auf eine Reihe von Paketen zu den verschiedensten Bereichen ein, und enthält eine komplette Liste von LaTeXs Fehlermeldungen und Hinweise auf ihre wahrscheinlichsten Ursachen. Ich besitze das Buch seit einigen Jahren in der 2., überarbeiteten und erweiterten Auflage im korrigierten Nachdruck von 2007 auf deutsch von Pearson Studium.

Nun hat sich nach zahlreichen Bitten von Anwendern Frank Mittelbach entschieden, zu testen, ob es möglich ist, den LaTeX Companion als eBook umzusetzen und siehe da: es war möglich. Vor wenigen Tagen ist er bei informIT im Bündel als PDF und in den Formaten [cci]epub[/cci] und [cci]mobi[/cci] (jeweils auf englisch) erschienen. Nicht nur das: das Bündel ist für unglaubliche 23.99$ zu haben! Aber es kommt noch besser: bis Ende des Jahres gibt es einen extra Rabatt und das Bündel kostet nur 14.99$! Am Ende des Berichts werde ich einen Direktlink angeben. Die Dateien haben kein DRM, sondern lediglich einem Watermark, zu dem ich später etwas sagen werde. Inhaltlich wurde dem Companion nichts hinzugefügt, weswegen er natürlich auch nicht auf neuere Pakete Bezug nimmt. Dennoch ist er natürlich ein unschätzbarer Begleiter, da sich am eigentlichen LaTeX2e seit Erstveröffentlichung ja nichts geändert hat.

Um das noch mal klar herauszustreichen: das Angebot als Bündel gibt es so nur bei InformIT! Andere Anbieter werden das anders machen und vielleicht nur die eBook-Fassung im [cci]epub[/cci]-Format anbieten. Auch der Punkt, dass die Dateien kein DRM haben, gilt so nur für InformIT!

Mir wurde die Ehre zu Teil, das Bündel testen zu dürfen, um hier darüber berichten zu können. Da der eigentliche Inhalt des Companion den meisten durchaus bekannt sein dürfte, möchte ich hier meinen Bericht lediglich auf die Verwendbarkeit als eBook eingehen, und eine inhaltliche Beschreibung dahingestellt sein lassen.

Die PDF-Version

Zur PDF-Version gibt es wenig zu sagen: sie ist letztlich einfach die Print-Version in elektronischer Form, inklusive Hyperlinks, so dass sich bequem navigieren lässt. Wie sich im Screenshot erkennen lässt, ist das Watermark eine Zeile unten rechts im Fuß, wo es wenig oder eigentlich überhaupt nicht stört.

Screenshot des PDF

Screenshot des PDF

Der Companion als eBook

Ein eBook hat natürlich deutliche Unterschiede zu einem gedruckten Buch oder auch einem PDF. Zum einen gibt es keine festen Seitenzahlen, wodurch es immer mal wieder eventuell irritierende Hinweise im Text auf bestimmte Seiten gibt. Das ist aber ein eher vernachlässigbarer Punkt, da die Hinweise mit Querverweisen versehen sind, die zur richtigen Stelle im eBook springen.

Titelseite

Titelseite

Die eBook-Version hat ein eigenes kleines Vorwort bekommen, das auf solche Seltsamkeiten hinweist:

Vorwort

Vorwort

Offensichtlichste Unterschiede zur Print-Version oder dem PDF sind unter anderem

  • Fußnoten erscheinen nicht notwendigerweise am Ende einer Seite sondern mitten im Text. In der Regel sind sie aber zumindest auf meinem Android-Tablet deutlich als solche zu erkennen, da sie neben dem (klick- bzw. tippbaren) Marker in einer kleineren Schrift als der Hauptext erscheinen.
  • Die Bilder, von denen es viele gibt, da alle Beispiele als Bilder eingebunden wurden, um Quelltext und Ergebnis einheitlich darzustellen, sind oft sehr klein. Ich kann nicht für andere Geräte und Lesesoftware sprechen, aber auf meinem Gerät ist das nur eine geringe Unannehmlichkeit, da sich die Bilder durch anklicken öffnen und vergrößern lassen. Allerdings unterbrechen sie zumindest meinen Lesefluss mehr, als es in der Print-Version der Fall ist, da oftmals ein flüchtiges Streifen der Abbildung nicht möglich ist. Die Wahl ist dann: Ignorieren oder explizit Anklicken.
  • Die Randnotizen erscheinen nicht im Rand — das eBook hat keinen. Stattdessen wurden sie in kursiver Schrift mitten im Text platziert. Auf den ersten Blick wirkt das etwas seltsam, man gewöhnt sich aber rasch daran, und dann stört es den Lesefluss nicht mehr so sehr, wie ich zunächst befürchtet hatte.

Der folgende Screenshot verdeutlicht, wie die Fußnoten dargestellt sind:

Beispiel mit Fußnote

Beispiel mit Fußnote


Etwas anderes ist hier zu sehen: der Companion verdeutlicht in seiner Print-Version z.B. penalty-Effekte und übervolle \hboxen. Das fällt im eBook unter den Tisch, was dann zu Sätzen wie »lines sticking into the margin like this« führt, der im eBook keineswegs in den Rand steht. Des weiteren fällt auf, dass Befehle, Zähler, Optionen und ähnliches nicht in Teletype gesetzt sind, wodurch sie zum Teil schwierig als solche zu erkennen sind. Auch Paketnamen, die in der Print-Version und im PDF serifenlos dargestellt sind, fallen in der eBook-Version nicht weiter auf. Die Schriftauszeichnung ist eben (abgesehen von kursiv) offenbar keine inhärente Eigenschaft eines eBooks, eine Tatsache, an die ich mich noch immer mühsam gewöhnen muss… (Tatsächlich war auf meinem Gerät als Leseschrift eine serifenlose voreingestellt!).

Wie hier zu sehen ist, sind die Abbildungen tatsächlich zum Teil recht klein und ohne Vergrößerung kaum zu lesen:

Beispiel mit Abbildungen

Beispiel mit Abbildungen

Fazit

Sieht man von solchen durchaus zu erwartenden Eigenarten ab, dann zeigt sich aber recht bald, dass die Umsetzung durchaus gelungen ist. Die Lesequalität ist so gut, wie sie als eBook eben sein kann. Natürlich ist es etwas seltsam, in so bescheidener typographischer Qualität über eine Software zu lesen, mit der typographisch hochwertige Dokumente und Bücher erzeugt werden können. Diese bizarre Ungleichheit liegt aber nicht am Companion und seinen Autoren, und ist diesem eBook nicht mehr zum Vorwurf zu machen als allen anderen auf dem Markt.

Trotz der vielen Bilder und des durchaus stattlichen Umfangs des Companion im Vergleich zu anderen Büchern, waren auf meinem Gerät keine spürbaren Unterschiede in der Performance der Software beim Lesen zu spüren.

Bei der tatsächlichen Arbeit am PC wird sich das PDF bestimmt bald als oft geöffnete Referenz und Nachschlagewerk erweisen. Und unterwegs auf einem Tablet im Companion-eBook schmökern zu können, hat sich für mich jetzt schon bewährt: ich konnte auf einer mehrere Stunden langen Busfahrt das Erlebnis ausgiebig testen. Es war bei weitem angenehmer, als ich erwartet hatte. Wahrscheinlich wird es mich motivieren, den Companion mal von vorne bis hinten durchzulesen, was der dicke Wälzer der Print-Ausgabe nie geschafft hat. Ob es zum schnellen nachschlagen taugt, wage ich zu bezweifeln, aber das wird die Praxis zeigen.

Für LaTeX-Neulinge wird die fehlende Auszeichnung im eBook bestimmt oft mehr als verwirrend sein, aber als Neuling ist man u.U. von der Fülle an Informationen im Companion vielleicht sowieso erschlagen).

Selbst wenn man die gedruckte Ausgabe des Companion schon besitzt, ist alleine die PDF-Version schon Grund genug, sich die elektronische Version ebenfalls zuzulegen. Zumal der Preis wirklich ein tolles Angebot ist.

Wer nun Interesse hat, möge folgendem Link folgen, der nicht nur direkt zum Buch führt, sondern auch den Autoren ein paar Pfennige mehr in den Taschen bringt: LaTeX Companion 2ed (eBook formats) icon. Um dort den Promotion-Preis von 14.99$ zu bekommen, gibt man beim Checkout den folgenden Code ein: [cci]LATEXT2013[/cci] (Case sensitive!)

Über Clemens

Ich bin ein LaTeX-Enthusiast, der auch mit ein paar Paketen wie chemmacros oder fnpct einen bescheidenen Beitrag zur LaTeX-Vielfalt beitragen hat. Ich habe noch einen eigenen Blog: einzelMEINUNG und einen englischsprachigen Blog, der sich ausschließlich mit LaTeX beschäftigt mychemistry.eu.

19. Oktober 2013 von Clemens
Kategorien: Bücher, LaTeX | 7 Kommentare

Kommentare (7)

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